Webinarreihe für gesunde Performance in Veränderungsprozessen


Der Druck steigt – vor allem bei Führungskräften (2)

In unserem vorherigen Blog haben wir geschildert, dass der Druck auf Führungskräfte immer weiter steigt und nicht selten in einem Burnout-Syndrom mündet. Heute wollen wir uns dazu noch ein paar konkrete Zahlen ansehen und zeigen, wie es Führungskräften gelingt, mit dem Stress und Druck umzugehen.

Shutterstock.com | PeopleImages.com - Yuri A

Viele Führungskräfte sind chronischem Stress und dauerhaft hohen Anforderungen ausgesetzt. Gibt es nur wenige oder keine Ressourcen, um dies zu bewältigen, wirkt sich das negativ auf die Gesundheit aus. Die Führungskräfte fühlen sich ausgelaugt, emotional und körperlich erschöpft. Es ist normal, dass es immer mal Phasen von erhöhtem Stress und Druck gibt – allerdings wird der Übergang von einem üblichen Maß in die ersten Stadien des Burnouts oft nicht erkannt, sondern als normale Entwicklung akzeptiert. Man gewöhnt sich an den Stress und die erhöhte Belastung und übergeht dementsprechend die gesundheitlichen Auswirkungen, bis es zu spät ist und der Zusammenbruch kommt.

Führungskräfte an der Leistungsgrenze

Die Zahlen der AOK zeigen einen deutlichen Anstieg von Burnout-Diagnosen. So entfielen 2020 im Durchschnitt 5,5 Arbeitsunfähigkeitsfälle je 1.000 Mitglieder auf diese Diagnose. Die Häufigkeit von Burnout und das Krankheitsvolumen der Gruppe mit dieser Diagnose hat sich im letzten Jahrzehnt deutlich erhöht. Waren es 2005 noch 13,9 Krankheitstage, registrierte die AOK 2020 durchschnittlich 131,7 Tage je 1.000 Mitglieder. Hochgerechnet auf alle gesetzlichen krankenversicherten Beschäftigten ergeben sich daraus für 2020 rund 180.000 Burnout Betroffene mit kulminierten 4,5 Millionen Krankheitstagen. Eine alarmierende Zahl.

Vor diesem Hintergrund geben auch die von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA),
im Kompendium Arbeitswelt im Wandel: Zahlen - Daten - Fakten (2020), zusammengetragenen Erkenntnisse zu Arbeitsintensität in deutschen Firmen zu denken. So zeigt sich, dass 2020 jede vierte bis fünfte Führungskraft an ihrer Leistungsgrenze arbeitet. Die große Mehrheit von ihnen findet das belastend. Die unterschiedlichen Anforderungen von oben, von der Seite, von unten, von innen und von außen üben auf Führungskräfte häufig mehr Druck aus, als auf andere Mitarbeitende.

Die Zahlen der Bundesanstalt zeigen eindeutig: Je höher die Führungskraft in der Hierarchie steht, desto schneller ist der Arbeitstakt, desto mehr Unterbrechung, desto belastender die Tätigkeit usw. Während sich nur etwa jede vierte Führungskraft durch Multitasking oder schnelles Arbeiten belastet fühlt, empfinden 42 % der Vorgesetzten mit mehr als zehn Mitarbeitenden die häufigen Störungen und Unterbrechungen ihrer Arbeit als anstrengend. Dabei arbeiten je nach Teamgröße 18 bis 23 % der Führungskräfte an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Zwar haben Führungskräfte größeren Handlungsspielraum hinsichtlich Arbeitsplanung und -einstellung als normale Beschäftigte, doch rund jede zweite Führungskraft mit mindestens fünf Mitarbeitenden berichtet von mehr Stress und Arbeitsdruck.

Unternehmen dürfen psychische Belastungen nicht ignorieren

Die Corona-Pandemie hatte ebenfalls einen großen Einfluss auf das Arbeitsleben, wie die Studie „Global Leadership Forecast 2021“ der US-Führungskräfte-Beratung DDI und des HR-Experten Josh Bersiner ergab. Dort wird unter anderem aufgezeigt, dass Entscheider und Angestellte im Job so schnell ausbrennen wie nie. Die Krise führte sie ohne entsprechendes Gegensteuern also in Richtung Burnout. Die meisten leitenden Angestellten stehen außerdem den eigenen virtuellen Führungsqualitäten kritisch gegenüber. Nur 20 % der befragten Führungskräfte glauben, dass sie virtuell effektiv führen. Fast 60 % der Führungskräfte fühlen sich laut der Studie am Ende des Arbeitstages ausgelaugt und erschöpft. Das ist den Experten zufolge ein starkes Burnout Indiz. Knapp 44 % dieser Führungskräfte denken zudem darüber nach, aus Karrieregründen den Arbeitgeber zu wechseln. Bei 26 % von ihnen wird erwartet, dass sie ihr Unternehmen innerhalb des nächsten Jahres verlassen. Das Managerbarometer von Odgers Berndtson 2022 kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Dort heißt es, dass jede vierte Führungskraft im mittleren Management wechseln will bzw. derzeit davon ausgeht, bald die Stelle zu wechseln.

Angesichts der vielen Herausforderungen fühlen sich Führungskräfte in einer Sandwichposition, als ob sie zerquetscht würden. Unternehmen können und sollten die psychische Belastung ihrer Führungskräfte und Mitarbeitenden nicht länger ignorieren. Denn diese wird 2022 voraussichtlich ein Niveau erreichen, das drastische Auswirkungen auf die Performance hat. Das ergibt der Risk Outlook von International SOS, einem Sicherheits- und Assistenzanbieter, für den in 75 Ländern rund 1.000 Fachkräfte zur Mitarbeitergesundheit befragt wurden. Mehr als ein Drittel der Befragten, also 36 %, geht davon aus, dass die psychische Gesundheit 2022 eine erhebliche Performance-Delle verursachen wird. Paula Davis, Gründerin des Stress & Resilicene Institute, zitierte Studien, wonach die Negativfolgen durch Burnout für die US-Wirtschaft jährlich bei 100 Milliarden US-Dollar liegen. Organisationen mit hohen Burnout-Raten haben unter anderem höhere Fehlerraten, mehr Krankheitstage, eine geringere Produktivität, niedrigere Kundenzufriedenheitswerte und deutlich mehr Personalwechsel zu verzeichnen.

Eine positive Unternehmenskultur und gesunde Führungskräfte

Um große und kleine Krisen zu meistern, ist vor allem die Wertschätzung der eigenen Gesundheit sehr wichtig. Zudem spielen die Werte im täglichen Handeln eine Rolle. Auf Organisationsebene sind eine starke und positive Firmenkultur, die geprägt ist von Optimismus, einer guten Fehlerkultur, gelingenden Beziehungen und kooperativer Zusammenarbeit essenziell. Zudem sorgen ein gut aufgestelltes Team sowie wirtschaftliche Sicherheit des Unternehmens dafür, dass sich Herausforderungen gut meistern lassen. Auch in der vermehrten Arbeit von zu Hause dürfen Führungskräfte wie Mitarbeitende nicht vergessen, weiterhin Teil eines Teams zu sein. Welche Faktoren zu diesem Bewusstsein beitragen, hat Google 2015 in einer zweijährigen firmeninternen Studie mit 200 Mitarbeitenden und 180 Teams beobachtet. Erfolgreiche Teams kennzeichnen sich besonders durch fünf Aspekte, die sich teilweise mit den gesundheitserhaltenen Faktoren der Salutogenese decken:

  1. psychologische Sicherheit
  2. Zuverlässigkeit
  3. Struktur und Klarheit
  4. Sinnhaftigkeit der Arbeit
  5. Wirksamkeit und Einfluss

Die Wissenschaft bestätigt, dass es sich für Unternehmen lohnt, auch auf diese weichen Faktoren wert zu legen. Ein Team, das sich versteht, kooperativ und kollaborativ arbeitet, in dem transparent geführt wird und die Mitarbeitenden ein hohes Zugehörigkeitsgefühl, Sinn und Freude erleben, ist demnach wesentlich gesünder und erfolgreicher als andere Teams.

Wie HR und die Unternehmenskultur unterstützen können

In welchen Bereichen hat HR schon Maßnahmen für Führungskräfte für die Burnout Prävention, um zum Beispiel optimal mit Stress und der hohen Arbeitsbelastung umzugehen oder die Resilienz zu erhöhen und in welchen ist noch Luft nach oben? Welche Ressourcen können weiter gestärkt und ausgebaut werden? Ein wichtiger Punkt ist, dass HR-Partner ihre Führungskräfte wertschätzend ansprechen sollten, wenn sie bemerken, dass es diesen gerade nicht gut geht, sie sich zu viel zumuten, viele Überstunden ansammeln und zu wenige Pausen machen.

Gerade in der Anfangsphase einer Überbelastung lässt sich noch viel bewirken. Die Unternehmenskultur trägt auch vieles dazu bei, Burnout und chronischem Stress entgegenzuwirken. Etablieren Sie im Unternehmen kleine, kontinuierliche Maßnahmen, die auch während der Arbeitszeit die Regenerierung unterstützen, Resilienz fördern und zu einer positiven Führungs- und Unternehmenskultur beitragen.

Helfen Sie Ihren Führungskräften dabei, in ihrer Organisation eine Kultur des Wohlbefindens und der Resilienz zu schaffen. Dafür können Sie Ihren Führungskräftekräften zum Beispiel eine Rundumbegleitung zukommen lassen, damit diese ihre Führungsaufgabe sicherer und widerstandsfähiger ausführen können.

Lassen Sie uns gerne darüber sprechen, wie wir in Ihrem Unternehmen eine ressourcenorientierte Führungskräfteentwicklung oder eine langfristige Begleitung der Führungskräfte gestalten können. Wir nutzen hierfür Erkenntnisse aus der Wissenschaft, die auch praxisrelevant sind und bilden uns auf diesem Gebiet stetig weiter, wie aktuell Egon Schiebel in PERMA-Lead®. Rufen Sie uns gerne an, schreiben Sie uns oder vernetzen Sie sich mit uns auf LinkedIn.